Der Schnuller-Trend bei Gen Z: Beruhigung oder psychologisches Problem?

Ein überraschender Trend schwappt über TikTok und andere Social-Media-Plattformen: Junge Menschen, insbesondere die Generation Z, zeigen sich mit Riesenschnullern im Mund. Sie berichten dabei von positiven Auswirkungen auf ihre mentale Gesundheit, von Stressabbau bis hin zu einem Gefühl der Geborgenheit. Doch was steckt wirklich hinter diesem Phänomen? Und welche Risiken birgt der Trend?
Die Ursprünge des Schnuller-Trends
Der Trend scheint seinen Ursprung in der generellen Suche nach Bewältigungsstrategien für den wachsenden psychischen Druck zu haben, dem junge Menschen heute ausgesetzt sind. Soziale Medien, Leistungsdruck, Zukunftsängste – die Liste der Belastungsfaktoren ist lang. Der Schnuller wird dabei zu einem Symbol für kindliche Unbeschwertheit und Geborgenheit, ein Rückgriff auf eine Zeit, als Sorgen weniger präsent waren. Videos, in denen Nutzer ihre Erfahrungen mit dem Schnuller teilen und eine Verbesserung ihres emotionalen Wohlbefindens beschreiben, erreichen auf TikTok Millionen von Aufrufen.
Die psychologische Perspektive: Beruhigung oder Regression?
Dr. Anna Schmidt, Psychologin und Expertin für Jugendpsychologie, warnt vor einer unkritischen Bewertung des Trends. „Es ist verständlich, dass junge Menschen nach Wegen suchen, um mit Stress umzugehen. Der Schnuller kann kurzfristig eine beruhigende Wirkung haben, da er an positive Kindheitserinnerungen und ein Gefühl von Sicherheit erinnert. Allerdings besteht die Gefahr, dass dieser Mechanismus zu einer Regression führt, also einer Rückkehr zu kindlichen Verhaltensweisen, um unangenehme Gefühle zu vermeiden.“
Sie betont, dass der Schnuller nicht die Ursache von psychischen Problemen lösen kann, sondern lediglich ein Symptom lindert. „Es ist wichtig, die zugrunde liegenden Probleme anzugehen und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Dazu gehören beispielsweise Sport, Entspannungstechniken, Gespräche mit Freunden oder Familie oder eine professionelle psychotherapeutische Behandlung.“
Risiken und Nebenwirkungen
Neben der Gefahr der Regression gibt es auch weitere Risiken, die mit dem Schnuller-Trend verbunden sind. Einige Experten warnen vor einer möglichen Beeinträchtigung der Sprachentwicklung, insbesondere bei regelmäßiger und langfristiger Nutzung. Auch die soziale Akzeptanz spielt eine Rolle. Junge Menschen könnten aufgrund des ungewöhnlichen Verhaltens gemobbt oder stigmatisiert werden.
Fazit: Ein Trend mit Vorsicht zu genießen
Der Schnuller-Trend bei Gen Z ist ein Spiegelbild der aktuellen psychischen Belastungen, denen junge Menschen ausgesetzt sind. Während der Trend kurzfristig eine beruhigende Wirkung haben kann, sollten die Risiken und Nebenwirkungen nicht unterschätzt werden. Stattdessen ist es wichtig, gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln und bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der Schnuller sollte nicht als Ersatz für eine umfassende psychische Betreuung dienen.