Karlsruhe in Gefahr? Ehemaliger Doktorvater warnt vor Mittelmaß nach Brosius-Gersdorfs Scheitern

2025-07-18
Karlsruhe in Gefahr? Ehemaliger Doktorvater warnt vor Mittelmaß nach Brosius-Gersdorfs Scheitern
Tagesspiegel

Das Scheitern von Frauke Brosius-Gersdorf bei der Wahl einer Richterin am Bundesgerichtshof (BGH) hat in der Juristengemeinde für viel Gesprächsstoff gesorgt. Besonders ein Mann spricht nun Klartext: Ihr ehemaliger Doktorvater, Professor Horst Dreier. Er zieht Parallelen zu seiner eigenen, früheren Niederlage und warnt eindrücklich vor den möglichen Folgen, wenn Karlsruhe zunehmend von Mittelmaß geprägt wird.

Dreier, ein renommierter Jurist und Experte für Verfassungsrecht, erinnert sich in einem Interview an seine eigene Erfahrung. Auch er hatte einst versucht, in ein hochrangiges juristisches Amt aufzusteigen, war jedoch gescheitert. Diese Erfahrung, so erklärt er, habe ihm gezeigt, wie wichtig es ist, überdurchschnittliche Kompetenz und Persönlichkeit zu besitzen, um in der Juristenausbildung erfolgreich zu sein.

Die Parallelen sind frappierend: Brosius-Gersdorf, eine ansonsten hoch angesehene Juristin, scheiterte an der fehlenden Zustimmung im Richterwahlgremium. Kritiker bemängelten, dass ihr Profil nicht ausreichend schärfe und sie in einigen Bereichen zu wenig Erfahrung mitbringe. Dreier sieht in diesem Scheitern eine Gefahr für die Qualität der Rechtsprechung in Karlsruhe.

„Wenn wir uns mit Mittelmaß zufrieden geben, dann schadet das Karlsruhe und damit letztendlich dem Rechtsstaat“, mahnt Dreier. Er betont, dass Richterinnen und Richter am BGH höchste Anforderungen erfüllen müssen, um den komplexen juristischen Fragen gerecht zu werden, die dort behandelt werden. Die Auswahl muss auf Exzellenz basieren, nicht auf Kompromissen.

Der Warnruf geht weiter: Dreier warnt davor, dass eine zunehmende Politialisierung der Richterauswahlsprozesse zu einer weiteren Erosion der Qualität führen könnte. Er plädiert für eine stärkere Betonung der fachlichen Kompetenz und Unabhängigkeit der Kandidaten.

Die Debatte um die Richterwahl und die Qualifikation von Juristen ist in Deutschland von großer Bedeutung. Das Vertrauen in die Justiz ist eine Grundvoraussetzung für den Rechtsstaat. Wenn diese Vertrauen durch fragwürdige Auswahlprozesse oder die Besetzung von Ämtern mit weniger qualifizierten Kandidaten untergraben wird, dann gefährdet das das gesamte System.

Was bedeutet das für die Zukunft? Professor Dreiers Worte sind ein Weckruf. Die Juristengemeinde, die Politik und die Öffentlichkeit sind gefordert, die Anforderungen an Richterinnen und Richter am BGH zu diskutieren und sicherzustellen, dass die Auswahlprozesse transparent, fair und vor allem auf fachlicher Exzellenz basieren. Nur so kann Karlsruhe seine Rolle als Hüter des Rechtsstaats auch in Zukunft erfüllen.

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