Harninkontinenz: So helfen Hausärzte – Diagnose, Therapie und moderne Ansätze

2025-07-21
Harninkontinenz: So helfen Hausärzte – Diagnose, Therapie und moderne Ansätze
Ärzte Zeitung

Harninkontinenz: Ein wachsendes Problem in Deutschland

Die deutsche Bevölkerung wird immer älter, und mit ihr steigt auch die Zahl der Menschen, die unter Harninkontinenz leiden. Dieses Thema ist oft mit Tabus behaftet, was viele Betroffene davon abhält, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dabei können Hausärzte eine wichtige erste Anlaufstelle sein, um die Ursachen zu erkennen, eine geeignete Therapie einzuleiten und den Betroffenen ein besseres Leben zu ermöglichen.

Was ist Harninkontinenz und wie erkennt man sie?

Harninkontinenz bedeutet den unwillentlichen Verlust von Urin. Es gibt verschiedene Formen, darunter die Stressinkontinenz (durch Husten, Niesen oder Lachen ausgelöst), die Dranginkontinenz (plötzlicher, starker Harndrang) und die Überlaufinkontinenz (ständiger Tröpfchenverlust).

Hausärzte unterscheiden zunächst zwischen verschiedenen Arten der Inkontinenz durch eine ausführliche Anamnese (Gespräch mit dem Patienten), eine körperliche Untersuchung und spezielle Tests wie z.B. die Blasendiagnostik. Dazu gehören Fragen zu Trinkverhalten, Medikamenteneinnahme, Vorerkrankungen und Lebensgewohnheiten. Ein Miktionsprotokoll (Aufzeichnung des Wasserlassens über 24 Stunden) kann ebenfalls hilfreich sein, um das Blasentraining zu optimieren.

Therapieoptionen durch den Hausarzt

Die Therapie der Harninkontinenz richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Erkrankung. Der Hausarzt kann bereits erste Schritte einleiten, bevor er gegebenenfalls an einen Urologen oder eine spezialisierte Fachklinik überweist.

  • Blasentraining: Regelmäßige Toilettengänge und das bewusste Unterdrücken des Harndrangs können die Blasenkapazität erhöhen und den Harndrang kontrollieren.
  • Beckenbodentraining: Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur durch gezielte Übungen (z.B. Beckenbodenübungen nach Kegel) kann die Kontrolle über die Blase verbessern.
  • Gewichtsreduktion: Übergewicht belastet die Beckenbodenmuskulatur und kann die Inkontinenz verschlimmern.
  • Medikamentöse Therapie: In bestimmten Fällen können Medikamente zur Entspannung der Blasenmuskulatur oder zur Reduktion des Harndrangs eingesetzt werden.
  • Hilfsmittel: Es gibt verschiedene Hilfsmittel wie Inkontinenzunterlagen oder spezielle Beckenbodenvibratoren, die den Alltag erleichtern können.

Moderne Ansätze und die Rolle des Hausarztes

Die Forschung im Bereich der Harninkontinenz schreitet voran. Neue Therapieansätze wie die Biofeedback-Therapie oder die Neuromodulation gewinnen an Bedeutung. Der Hausarzt spielt dabei eine wichtige Rolle als Koordinator der Behandlung und als Ansprechpartner für den Patienten. Er kann den Patienten über die verschiedenen Therapieoptionen aufklären, ihn motivieren und ihn bei der Umsetzung der Therapie unterstützen.

Tabus brechen und Hilfe suchen

Harninkontinenz ist keine Schande. Es ist eine Erkrankung, die behandelt werden kann. Wer unter Harninkontinenz leidet, sollte sich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der erste Schritt ist oft der Gang zum Hausarzt. Eine offene Kommunikation und eine frühzeitige Diagnose können die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessern.

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