Großbritannien unter Kontrolle? Der Online Safety Act spaltet das Land und weckt Bürgerrechte-Bedenken

2025-08-17
Großbritannien unter Kontrolle? Der Online Safety Act spaltet das Land und weckt Bürgerrechte-Bedenken
Berliner Zeitung

Ende Juli 2023 trat in Großbritannien ein Gesetz in Kraft, das weltweit für Aufsehen sorgt: der Online Safety Act (OSA). Mit dem erklärten Ziel, Kinder und Jugendliche vor schädlichen Inhalten im Internet zu schützen, birgt das Gesetz jedoch auch erhebliche Risiken für die Meinungsfreiheit und die Privatsphäre. Der OSA ist nicht nur ein nationales Gesetz, sondern setzt auch einen potenziellen globalen Präzedenzfall für die Regulierung des Internets.

Was ist der Online Safety Act?

Der Online Safety Act verpflichtet Online-Plattformen, Maßnahmen zu ergreifen, um schädliche Inhalte wie Mobbing, Selbstverletzung, Essstörungen und illegale Inhalte zu entfernen. Diese Inhalte müssen nicht nur illegal sein, sondern auch potenziell schädlich für Minderjährige. Plattformen, die diese Pflichten nicht erfüllen, drohen hohe Strafen – bis zu 18 Millionen Pfund oder 10% des weltweiten Umsatzes.

Die Kontroverse: Zensur und Meinungsfreiheit

Die Kontroverse um den OSA dreht sich hauptsächlich um die Definition von „schädlichen“ Inhalten und die potenziellen Auswirkungen auf die Meinungsfreiheit. Kritiker befürchten, dass der Gesetzgeber zu weitreichende Befugnisse erhält, um Inhalte zu zensieren, die er als unerwünscht erachtet. Dies könnte dazu führen, dass legitime Meinungen unterdrückt und der freie Informationsfluss im Internet eingeschränkt wird.

„Die Gefahr besteht, dass der OSA zu einer Selbstzensur der Plattformen führt“, warnt Sarah Jones, eine Expertin für digitale Rechte. „Um Strafen zu vermeiden, werden sie möglicherweise Inhalte entfernen, die zwar umstritten, aber nicht unbedingt illegal sind.“

Der Einfluss auf Verschlüsselung und Anonymität

Ein weiterer Streitpunkt ist die Forderung des OSA, dass Plattformen möglicherweise die Verschlüsselung von Nachrichten aufheben müssen, um die Einhaltung der Gesetze zu gewährleisten. Dies würde die Privatsphäre der Nutzer gefährden und könnte auch die Sicherheit von Online-Kommunikation beeinträchtigen.

Bürgerrechtsorganisationen mobilisieren

Mehrere Bürgerrechtsorganisationen haben rechtliche Schritte gegen den OSA eingeleitet und argumentieren, dass das Gesetz gegen die Menschenrechte verstößt. Sie sehen die Gefahr, dass der OSA zu einem Instrument der politischen Unterdrückung missbraucht werden könnte.

Internationale Auswirkungen

Der Online Safety Act ist nicht nur in Großbritannien ein Thema. Viele Länder beobachten die Entwicklungen genau und erwägen ähnliche Gesetze. Kritiker warnen davor, dass ein zu starker Regulierungsdruck das Internet fragmentieren und die Entwicklung einer offenen und freien Online-Welt behindern könnte.

Die Zukunft des Internets

Der Online Safety Act stellt eine Zäsur in der Regulierung des Internets dar. Ob das Gesetz tatsächlich dazu beiträgt, Kinder und Jugendliche vor schädlichen Inhalten zu schützen, ohne die Meinungsfreiheit und die Privatsphäre zu gefährden, wird die Zukunft zeigen. Die Debatte um den OSA wird zweifellos weitergehen und die Diskussion über die Rolle des Staates bei der Kontrolle des Internets neu entfachen.

Empfehlungen
Empfehlungen